Die Zeugen Jehovas verkaufen ihren Königreichssaal im Lindweg. Das 1971 erbaute Gemeindezentrum mit dem 1986 erstellten Anbau wurde vor zwei Jahren renoviert und befindet sich laut einer Immobilienanzeige im Internet „in einem sehr gepflegten Zustand“. Grund für den Verkauf ist unter anderem eine Neuausrichtung der Gemeindestrukturen der Zeugen Jehovas.

Für 340 000 Euro ist das Gebäude mit einer gesamten Nutzfläche von 260 Quadratmetern ausgeschrieben. Das Grundstück ist 549 Quadratmeter groß. Im Erdgeschoss befinden sich der Hauptsaal, zwei Toiletten und eine Garderobe im Eingangsbereich, im Untergeschoss sind zwei größere Besprechungsräume sowie weiterer Lagerplatz. Zurzeit wird das Objekt noch als Gemeindezentrum mit insgesamt 185 Sitzplätzen in den drei Räumen genutzt.

Der Königreichssaal ist der zentrale Treffpunkt der Gemeinde und wird in einer Information aus der Öffentlichkeitsarbeit der Zeugen Jehovas im Zweigbüro Zentraleuropa in Selters im Taunus als Kirchengebäude bezeichnet. Als Grund für die Aufgabe des Königreichssaals vermeldet die Zentrale in Selters „einerseits in näherer Zukunft anfallende Renovierungsarbeiten“. Andererseits wolle man auch Königreichssaalgebäude im näheren Umkreis besser ausgelastet wissen. Aus diesem Grund werden die ungefähr 80 Glaubensangehörigen der sogenannten Versammlung Grenzach-Wyhlen, also vergleichbar einer Kirchengemeinde, in die beiden Nachbargemeinden Lörrach und Rheinfelden integriert.

Bereits im September 2015 hatte die Versammlung Weil am Rhein ihr Gebäude veräußert, das die Lörracher Freikirche Gemeinde Gottes erworben hatte. Als Grund für die Aufgabe des dortigen Saals der Zeugen Jehovas war unter anderem auch die Parksituation genannt worden, die im Lindweg auch eine Rolle spielt, wie im Gespräch zu erfahren war. Zwar gibt es mehrere Parkplätze am Saal, aber nicht so viele, wie zuletzt benötigt worden seien. Zudem hieß es in einem Artikel über den Weiler Verkauf, dass die Zentrale in Selters, wie auch die katholische und evangelische Kirche, bestrebt sei, größere Einheiten zu bilden. Die Gemeindemitglieder der Zeugen Jehovas aus Weil wechselten nach Lörrach.

Der Verkauf des Wyhlener Königreichssaals ist auch eine Folge des Bestrebens nach größeren Einheiten. „Aufgrund der guten Lage und den vorhandenen Parkplätzen wäre eine Nutzung des Hauses als Büro, Praxis, Schulungsräume oder ein Gewerbe mit Platzbedarf umsetzbar, wobei eine Umnutzung vom Käufer beantragt werden muss“, heißt es in der Verkaufsanzeige. Laut Informationen des Bauamts Grenzach-Wyhlen handelt es sich beim Lindweg, der im gleichnamigen Bebauungsplan bauleitplanerisch geregelt wird, um ein allgemeines Wohngebiet. Bürgermeister Tobias Benz war auf Anfrage von dem anstehenden Verkauf noch nichts bekannt.

Dabei schaue sich die Gemeindeverwaltung grundsätzlich Objekte an, ob sie eventuell auch für eine öffentliche Nutzung geeignet sein könnten. Ob dies auf das Objekt der Zeugen Jehovas zutreffe, könne er nicht sagen.

Bei den Zeugen Jehovas ist man jedenfalls zuversichtlich, das Gebäude bald verkauft zu bekommen. Es gebe durchaus Interesse daran. Informationen über eine mögliche Nachnutzung würden aber erst möglich, wenn dies feststünde.

Stefan Petryna, als Koordinator der Versammlung Grenzach-Wyhlen sozusagen ein Gemeindeoberhaupt, ließ schriftlich mitteilen: „Wir haben uns im Lindweg sehr wohlgefühlt. Hervorzuheben ist das jahrelange harmonische Zusammenwirken mit den Nachbarn. Dafür möchten wir uns schon jetzt herzlich bedanken.“

Quelle: suedkurier.de